Das verändert sich im Nachwuchsprogramm der Bamberg Baskets

Quelle: Maximilian Glas | Fränkischer Tag

Bamberg – Wolfgang Heyder hört nach vier Jahren als Nachwuchskoordinator der Bamberg Baskets auf. Wer übernimmt diese Aufgabe? Was verändert sich bei der Rekrutierung von Talenten? Die Vorsitzenden des Freak City Bamberg e.V., Philipp Geimer und Philipp Höhne, beantworten Zukunftsfragen.

Gebürtige Bamberger in den zwei vergangenen Jahrzehnten im DBB-Dress? Nach Sven Schultze, Steffen Hamann und Karsten Tadda wäre diese Ehre im jüngsten Nationalmannschaftsfenster fast Nicholas Tischler zuteilgeworden. Der 23-Jährige war zum Lehrgang eingeladen, schaffte dann den Sprung in den Kader für die EM-Qualifikationsspiele nicht. Sein Debüt im Weltmeisterteam scheint aber nur eine Frage der Zeit.

Ausgebildet wurden Nicholas und Zwillingsbruder Brandon in Bamberg, zum BBL-Spieler herangewachsen sind die „Twins“ aber in Braunschweig. „Man kann die Tischler-Brüder als Negativbeispiel sehen, da sie nicht in Bamberg spielen. Oder als Positivbeispiel, weil sie das Bamberger Nachwuchsprogramm komplett durchlaufen haben und jetzt in der BBL angekommen sind“, sagt Philipp Höhne, Geschäftsführer der Bamberg Baskets. Der 37-Jährige hofft natürlich, dass die kommenden Top-Talente aus dem Baskets-Unterbau im eigenen Profiteam Fuß fassen.

Das ambitionierte Ziel: Jedes Jahr ein Talent in die Bundesliga-Mannschaft bringen. „Ich halte das für realistisch. In der NBBL haben wir aktuell eine kleine Lücke, aber im Bereich der 15- bis 16-Jährigen haben wir viele Spieler, die das Talent haben, es irgendwann in die BBL zu schaffen“, so Höhne. Die Bamberger JBBL-Mannschaft absolvierte ihre Hauptrundengruppe auf einem soliden dritten Platz und bekommt es ab Sonntag in den Play-offs zunächst mit Trier zu tun.

Den 19-jährigen Aufbauspieler Adrian Petkovic, der noch zwei Jahre Vertrag besitzt, und den 22 Jahre alten Flügelspieler Gabriel Kuku, der jüngst mit einem Dreijahresvertrag ausgestattet wurde, nennt er als Beispiele, dass man diesen Sprung schaffen kann – auch wenn sie nur teilweise das Bamberger Nachwuchsprogramm durchlaufen haben. Höhne ist neben seiner Tätigkeit als Geschäftsführer der Bamberger Basketball GmbH auch 2. Vorsitzender des Freak City Bamberg e.V. Gemeinsam mit dem 1. Vorsitzenden Philipp Geimer erklärt er die Veränderungen, die im Bamberger Nachwuchsprogramm anstehen.

Wer übernimmt den Job des Nachwuchskoordinators?

Wolfgang Heyder hat sein Amt des Nachwuchskoordinators nach knapp vier Jahren zum 15. März niedergelegt. Nicht ganz ohne Groll. „Ein entscheidender Punkt war, dass ich als Leistungssportverantwortlicher und Jugendkoordinator am Ende in die Entscheidungsprozesse nicht mehr eingebunden wurde“, äußerte sich der 67-Jährige. Ein Vorwurf, den weder Höhne noch Geimer kommentieren möchten.

Das Amt des Nachwuchskoordinators wird es nach dem Ausscheiden Heyders in dieser Form nicht mehr geben. „Anstatt einen direkten Nachfolger zu installieren, geben wir unseren Jugendtrainern mehr Verantwortung. Wir haben mit Patrick Seidel ein Bindeglied zwischen ProB und NBBL, mit Jan Schneider einen hauptamtlichen JBBL-Trainer und mit Simon Bertram den U14-Mini-Koordinator“, erklärt Geimer.

Auch Höhne ist davon überzeugt, dass es keinen Koordinator im klassischen Sinn geben muss. „Das Vertrauen zwischen den einzelnen Parteien ist groß. Unsere Strategie ist klar, alle wissen genau, in welche Richtung es gehen soll.“ Stehen Entscheidungen außerhalb des Parketts an, sind Höhne und Geimer zuständig. In der Halle sind die Trainer die Entscheidungsträger und sollen sich eng untereinander abstimmen. „Wichtig für uns ist, dass viele unserer Trainer aus dem eigenen Programm kommen und/oder sich stark mit dem Bamberger Standort identifizieren“, so Höhne.

Kurswechsel bei der Talentförderung

Mit der Strategie, wie man in den vergangenen Jahren Talente rekrutiert hat, ist Höhne nicht glücklich gewesen: „Wir haben Talente von überall her, teils aus dem Ausland, hergeholt. Mit dem Standort Bamberg verbunden waren sie nicht wirklich, den Sprung in den BBL-Kader hat kaum einer geschafft.“ Und wie soll es künftig laufen? „Wir wollen die fränkische Nachwuchsarbeit fördern, Talente in unserem Einzugsgebiet von 50 bis 100 Kilometer suchen. Und letztendlich einen Tadda oder Thiemann 2.0 entwickeln“, sagt Höhne.

Vor allem die Altersklassen U12 und U14 stehen im Fokus, erklärt Geimer: „Da geht es so richtig los, da konzentrieren wir uns drauf. Wenn du jedes Mal einen 15-Jährigen holst, der schon längst als Talent identifiziert wurde, machst du schon im ersten Schritt einen Fehler aus meiner Sicht.“ Die auswärtigen Spieler, die bereits Teil des Nachwuchsprogramms sind und mit längerfristigen Verträgen ausgestattet sind, sollen aber natürlich bleiben. Ein Versprechen für die Zukunft ist beispielsweise der 15-jährige Österreicher Jonas Mendl.

Doch was bedeutet die Regionalisierung des Talentpools für das Basketball-Internat Aufseesianum? „Das Internat ist deshalb nicht obsolet. Es ist nur die Frage, wie wir damit umgehen. Wenn wir auf fränkische Talente außerhalb Bambergs setzen, müssten manche Eltern trotzdem 80 oder 100 Kilometer vier-, fünfmal die Woche fahren. Da kann das Internat eine gute Ergänzung sein, um die Eltern unter der Woche zu entlasten“, erklärt Geimer. Fünf bis zehn Spieler sollen künftig im Basketball-Internat untergebracht sein.

Freak City Academy wird eigenständig im Spielbetrieb

Die Talente der Freak City Academy traten im Spielbetrieb bislang unter der Flagge eines Kooperationspartners an. In der U14 war das der TTL Bamberg, in der JBBL (U16) die Regnitztal Baskets und in der NBBL (U19) der TSV Breitengüßbach. Ab der kommenden Saison treten die U14 und die JBBL-Mannschaft zum ersten Mal eigenständig als Freak City Academy an. Ein Modell, das laut Höhne von der BBL in der Form auch so gewünscht ist.

Der Baskets-Geschäftsführer könnte sich vorstellen, dass die auf den ersten Blick komplizierte Struktur mit den Kooperationsvereinen ein Grund dafür ist, dass es bei sämtlichen Zertifizierungen der vergangenen Jahre durch die BBL trotz erheblichem Aufwand stets nur für den Bronze-Rang reichte.

Die eigenständigen Mannschaften im U14- und U16-Bereich bedeuten laut Höhne aber nicht, dass nicht mehr mit den bisherigen Kooperationsvereinen zusammengearbeitet werden soll: „Ganz im Gegenteil. Wir wollen die Zusammenarbeit sogar intensivieren und diese, aber auch andere Vereine wie zum Beispiel Baunach noch besser unterstützen. Aber die Talente, die die Perspektive haben, Profi zu werden, sollten zu uns kommen. So entsteht eine stringente Förderung bis hoch zur Profimannschaft, während im Umfeld alle Basketballvereine in der Region profitieren.“

Ausbau des Schul- und Breitensports

Den Erfolg der Nachwuchsarbeit an der Anzahl der Spieler zu bemessen, die es in den Profikader schaffen: Für Geimers Geschmack zu kurz gegriffen: „Der Nachwuchsleistungsbereich macht vielleicht 30 Prozent der Vereinsarbeit aus, die restlichen 70 Prozent sind Schul- und Breitensport. Wir bewegen pro Woche deutlich über 1000 Kinder in unseren Projekten. Und trotzdem müssen wir weiter wachsen, um sicherzustellen, dass der Basketballsport in der Region relevant bleibt.“

Mit dem derzeitigen Schul- und Breitensportprogramm, das in den vergangenen Jahren in erster Linie Sebastian Böhnlein vorantrieb und mittlerweile Niklas Rajczyk obliegt, sei man laut Geimer bereits auf einem hohen Niveau. Besser und größer geht aber natürlich immer.

Mit dem neuen Projekt „Freak City macht Schule“ sollen neue Zielgruppen erreicht werden. „Das Ziel bei uns im Verein ist, dass jedes Kind, das in unserem Einzugsgebiet aufwächst, einmal einen Basketball in den Händen gehalten hat und ein positives Erlebnis mit dem Sport hatte“, erklärt Geimer.