easyCredit BBL

Viel Gesprächsstoff nach Bamberger Niederlage in Vechta

09.11.2024

Fotos: Christian Becker

Auch Stunden nach Spielende dürfte der Blutdruck so manches Bamberger Basketballfans noch weit über dem eigentlich normalen Wert liegen. Bei der 98:101 (51:50) Auswärtsniederlage der Bamberg Baskets bei RASTA Vechta dürfte hierfür vor allem die Folge der Situation in der 27. Spielminute verantwortlich sein, die letztlich einen nicht unwesentlichen Einfluss auf den Ausgang der Partie des 8. Spieltags in der easyCredit Basketball Bundesliga hatte. Bambergs Point Guard Ronaldo Segu war von den Schiedsrichtern mit zwei technischen Fouls vom Spiel ausgeschlossen worden. Nicht nur Dyn-Kommentator Stefan Koch sah diese Entscheidung jedoch als nicht gerechtfertigt an. 

Am Ende der Partie hatte die Mannschaft von Head Coach Anton Gavel mehr Rebounds als der Gegner eingesammelt. Zudem hatte man sich weniger Ballverluste erlaubt und war mit 115:111 sogar die effektivere Mannschaft in diesem Spiel. Die hervorragende Dreipunktequote der Vechtaer von 19 Treffern bei 33 Versuchen (58 Prozent) war, wenn man nur auf den Statistikbogen der Partie schaut, letztlich der gewinnbringende Faktor für RASTA Vechta. Bester Bamberger Scorer im mit 3.140 Zuschauern ausverkauften RASTA Dome war einmal mehr Ibi Watson mit 24 Punkten. 

„Natürlich sind wir enttäuscht, denn wir sind hierhergefahren, um das Spiel zu gewinnen. Vechta hat heute sehr gut von der Dreipunkte-Linie getroffen und das hat uns weh getan, wie auch unsere Eins-gegen-eins-Verteidigung.“
Filip Stanić (Center Bamberg Baskets)

Der Spielverlauf:

Die Bamberger wollten die Energie der Vechtaer gleich zu Beginn des Spiels matchen und das gelang der Mannschaft von Head Coach Anton Gavel zunächst ganz ausgezeichnet. Nach dem Dreier von Ibi Watson lag man nach nur drei Minuten bereits mit 9:2 in Führung. Erneut war es der US-Amerikaner, der beim 15:5 mit seinen Zählern sechs und sieben für die erste zweistellige Bamberger Führung sorgte (5.). Doch plötzlich drehte sich das Spiel. RASTA kam nun immer besser ins Laufen und nach einem 12:4-Run waren die Gastgeber 93 Sekunden vor Ende des ersten Viertels wieder auf 19:17 heran. Mike Bothwell sorgte mit seinem Drive zum Ende des Abschnitts dann sogar für die Führung der Hausherren, die das Momentum somit gedreht hatten. Auf Bamberger Seite kam in diesem ersten Viertel auch Adrian Petković zum Einsatz und so zu seinem Bundesliga-Debüt. 

Mit Joschka Ferner lief bei RASTA nun gleich zu Beginn des zweiten Viertels ein weiterer Spieler heiß. Vier Dreier netzte Vechtas Kapitän in nur 3:15 Minuten ein und warf sein Team so etwas deutlicher in Front (27:34/14.). Die Bamberger aber schlugen prompt zurück und waren nach zwei erfolgreichen Freiwürfen von MaCio Teague beim 34:35 (15.) wieder dran. Mit seinem 10. Punkt sorget Filip Stanić beim 45:44 (19.) sogar für die erneute Bamberger Führung, die Brandon Randolph den Gästen aber nochmals abluchste (48:50). Den Schlusspunkt unter diese erste Halbzeit setzte dann jedoch MaCio Teague, der tief aus der eigenen Hälfte per Dreier mit der Sirene noch die Bamberger Halbzeitführung erzielte (51:50). 

Zu Beginn der zweiten Hälfte waren die Bamberg Baskets erneut die stärkere Mannschaft und erspielten sich beim 63:57 (23.) einen kleinen Vorsprung. Vechta blieb aber dran und der Dreier von Johann Grünloh bedeutete in der 25. Minute den erneuten Ausgleich (63:63). Beide Teams lagen nun gleichauf, ehe es 3:03 Minuten vor dem Ende des dritten Viertels beim 70:70 zum Aufreger der Partie kam.

Was war geschehen? Ronaldo Segu und Vechtas Brandon Randolph waren unter dem Bamberger Korb aneinandergeraten. KeyShawn Feazell eilte seinem bis dahin mit 19 Punkten und 10 Assists überragenden Point Guard zu Hilfe und versuchte zu schlichten. Auch Vechtas Coach Martin Schiller betrat das Spielfeld und „rammelte bewusst mit Segu zusammen“, so Schiedsrichter Robert Lottermoser während der Videobegutachtung der Szene. „Was Schiller hier macht, ist nicht deeskalierend, im Gegenteil“, so Lottermoser weiter. Doch während Segu für seine Reaktion auf die Provokationen von Randolph und Schiller mit zwei Technischen Fouls bestraft und damit disqualifiziert wurde, kam Randolph mit seiner Provokation und einem Schubser nur mit einem Technischen Foul davon, wie auch sein Cheftrainer, der für den Rempler gegen Segu und „hier noch einen Spruch“ (O-Ton Lottermoser) auch nur ein Technisches erhielt. Nicht nur aus der Sicht von Dyn-Kommentator Stefan Koch war vor allem die Strafe gegen Ronaldo Segu nicht gerechtfertigt. Die Baskets mussten also ohne ihren Spielmacher auskommen und schienen angeknockt. Nach dem Dreier von Kyle Lofton zum Ende des dritten Abschnitts lag man vom Ergebnis beim 78:81 aber noch gut im Rennen. 

Wie schon zu Beginn des zweiten Viertels starteten die Vechtaer auch in den Schlussabschnitt mit zwei erfolgreichen Distanzwürfen (78:87/32.). Anton Gavel nahm eine Auszeit, doch gegen die Dreier der Gastgeber fand man an diesem Abend keine Gegenmittel und so zogen die Hausherren immer weiter davon. 5:29 Minuten vor dem Ende schien die Partie beim 82:98 gelaufen. Die Bamberg Baskets aber kratzten nochmals alles zusammen und kamen tatsächlich zurück. Nach einem 16:1-Lauf verkürzte man 5 Sekunden vor dem Ende auf 98:99. Tyger Campbell bewies für Vechta Nervenstärke und verwandelte nach einem Foul die beiden Freiwürfe. 4,8 Sekunden blieben den Bambergern noch, um mit einem Dreier in die Verlängerung zu kommen, doch der letzte Wurf von KeyShawn Feazell verfehlte sein Ziel.   

Trainerstimmen:

Anton Gavel (Head Coach Bamberg Baskets):

„Glückwunsch an Vechta zum Sieg. Ich glaube, dass ich bei der Szene im 3. Viertel einen besseren Job machen muss, um die Situation zu schlichten. Ich wusste nicht, dass, wenn man als Coach aufs Feld läuft nur ein Technisches Foul bekommt. Deswegen muss ich da einen besseren Job machen, damit so eine Situation auf jeden Fall nicht noch einmal vorkommt und sich unsere Mannschaft am Riemen reißt und einen kühlen Kopf bewahrt. Die Szene hat sicherlich Einfluss aufs Spiel gehabt. Aber ich glaube, dass wir im 3. Viertel defensiv keinen guten Job gemacht haben. Johann Grünloh hat viele Dreier, mit denen wir vielleicht nicht so gerechnet haben, getroffen. Erst gegen Ende des Spiels haben wir ein anderes Gesicht gezeigt und defensiv mehr Stabilität gehabt. Das war letztlich aber nicht genug.“

Martin Schiller (Head Coach RASTA Vechta):

“Wir sind extrem glücklich über den Sieg. Das war unser drittes Spiel in sieben Tagen. Ich denke, weder Bayern München noch ALBA BERLIN müssen so viele Spiele in so kurzer Zeit absolvieren. Für uns war also einfach nur wichtig, irgendwie Energie zu finden. Natürlich haben wir alle gedacht, dass es gegen Bamberg, so wie die Teams bisher aufgetreten sind, ein eher defensiv orientiertes Spiel wird. Aber auf beiden Seiten sind die Bälle sehr gut gefallen - bei uns der ein oder andere mehr. Am Ende hatten wir das Glück, dass wir diesen Lauf von Bamberg abwehren konnten, oder sollte man vielleicht besser sagen, dass die Zeit abgelaufen ist. Da waren wir froh, dass das Spiel nur 40 Minuten hatte.“

RASTA Vechta vs. Bamberg Baskets 101:98

(23:21 – 27:30 – 31:27 – 20:20)

RASTA Vechta: 

  • Bothwell 12 (8 Assists)
  • GARDNER 11 (8 Rebounds)
  • Griciunas 0
  • RANDOLPH 23
  • Ferner 15
  • CAMPBELL 10
  • Trettin 0
  • GRÜNLOH 12
  • AMINU 13
  • Pandi 5 

Bamberg Baskets: 

  • Lofton 7
  • WATSON 24 (3 Steals)
  • Kuku
  • Feazell 7
  • Tadda 3
  • SEGU 19 (10 Assists)
  • Wohlrath 0
  • HORVATH 6
  • Petković 0
  • Krimmer 4
  • TEAGUE 11
  • STANIĆ 17 (9 Rebounds)

Ausblick:

Auch nach diesem Spiel heißt es für die Bamberg Baskets die Partie schnell abzuhaken und nach vorne zu schauen. Bereits am kommenden Mittwoch geht es erneut auswärts zur Sache. Am 4. Spieltag in der European North Basketball League ist man dann zu Gast in der Gopass Arena bei Inter Bratislava. Spielbeginn in der Slowakei ist um 18:00 Uhr.